In der atemberaubend malerischen Kulisse des Steinbruches Treidling ist der „Stoapfälzer Jedermann“ erschienen. Und mit ihm die uralte Geschichte vom steinreichen lebenslustigen Mann, der keine Gedanken an die Begrenzung des irdischen Lebens verschwendet. Der Tod trifft ihn nicht unvorbereitet, leise pirscht er sich an, nur als Hauch, aber doch real, zunächst. Lässt sich der Tod mit irdischen Maßstäben messen oder gar bestechen?

 

Die Antwort erhielt das Publikum bei der Premiere und bei den weiteren Aufführungen des bedeutungsschweren Stücks, das Regisseurin Christina Fink-Rester umgeschrieben hat. Die Sinnhaftigkeit ist geblieben, neu sind die Leichtigkeit und der Oberpfälzer Dialekt, gepaart mit einigem Lokal-Kolorit. Partizipieren konnte das Publikum bei allen ausverkauften Vorstellungen am Leben des Jedermann: Roter Teppich und eine ausgezeichnete Verpflegungsstation mit Häppchen und edlen Getränken bis hin zum wärmenden „Kerschgeist“ sorgten für ein angenehmes Ambiente mit einem unerwarteten Hauch von Luxus, gerade in einem Steinbruch.

Sintflutartige Regenfälle tags zuvor und bis zum späten Nachmittag hatten den Verantwortlichen und den Darstellern des Theater- und Festspielvereins Nittenau Sorgen bereitet, die mit den ersten Sonnenstrahlen am Premierenabend weichen konnten. Geblieben war die Kälte, gegen die sich die Zuschauer im Vorfeld aber mit angepasster Kleidung, Decken und Sitzkissen gewappnet  hatten.

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Ja, Anton Jedermann hat es geschafft! Der erfolgreiche Gutsherr führt ein ausschweifendes Leben, Verwandtschaft und Freunde suchen seine Nähe, um auch ein wenig von diesem Reichtum zu profitieren. Diese Ausschweifungen missfallen Gott, der seine Stimme (Alois Zinke-Baumann) zu Beginn des Stückes erhebt. Die Nittenauer City Girls zeigten bei ihrer ersten Darbietung schaurig-schön den Gegensatz zwischen dem schönen Schein mit Tanz und Musik auf, doch bereits begleitet vom Tod, der die Menschen bereits im Leben umgibt. Anton Jedermann (Albert Meierhofer) verwöhnt seine junge Geliebte Kathi (Angelika Deml), lobt seinen Verwalter (Arnold Pöppl junior), lässt sich nicht lumpen bei gesellschaftlichen Anlässen mit seinen Vettern (Bernhard Birner und Gerd Habermeier).

Jedermanns Mutter (Franziska Meissel) wünscht sich, dass ihr Sohn glücklich wird und auch sein Seelenheil nicht außer Acht lässt. Ihre mahnende Worte verhallen. Und auch der Schuldknecht (Thomas Zeidler) und seine Familie (Julia Zeidler, Celina Götzer und Florentin Zeidler) sowie der arme Scherenschleifer (Benjamin Boml) stoßen auf kein Verständnis für ihre Not. Verachtung, Geiz und Unbarmherzigkeit schlagen ihnen entgegen.

Der Gendarm (Jonas Meierhofer), der Koch (Rudi von Bornas) und die Knechte (Manuel Ederer, Lukas Ederer, Kurt Schmid) folgten auch lieber Jedermann als dem eigenen Gewissen. „Ich habe das Paradies schon hier auf Erden, stehe mitten im Leben, bin gerade erst 50 Jahre alt, es ist noch lange nicht so weit“, wischte Jedermann alle Bedenken weg. Und doch streifte ihn der Hauch des Todes (Gunter Michl), um dann in voller Größe zu erscheinen. „Wenigstens eine Stunde noch“, flehte Jedermann, versuchte den Tod mit „Kerschgeist“ zu überzeugen. „Das hat schon einmal einer versucht“, erinnerte sich der Tod in Anlehnung an den Boandlkramer. „Nutze die Stunde gut“, ermahnte er den Lebemann.

Und der wurde konfrontiert damit, dass ihm all sein Mammon (Lena Strunz) nichts nutzte, seine Geliebte und auch die Verwandten sowie alle Profiteure ihn eben nicht begleiten wollten auf seinem letzten Weg. Das Gewissen (Margareta Breuer), Glaube und Zuversicht (Gerdi Wolf und Roswitha Schmidhuber) meldeten sich im wahrsten Sinne des Wortes bei Jedermann. „Gott ist barmherzig“, lautete deren Botschaft und ihrem Versprechen ihn begleiten zu wollen. Das gefiel dem Teufel (Fritz Lanzl) so gar nicht, er konnte aber nichts mehr ausrichten.

Es war eine rundum gelungene Inszenierung durch Regisseurin Christina Fink-Rester, die viel verdienten Applaus erhielt. Die Spielfreude war den Darstellern anzusehen, auch die Choreografien, für die Lisa Schmid verantwortlich zeichnete, beeindruckten. Die Festszene lebte vom Charleston-Tanz und von der wechselhaften Stimmung zwischen Frohsinn und Besinnlichkeit auf die Endlichkeit des Lebens. Krönender Abschluss des Stücks bildete das Hochfeuerwerk, das den Steinbruch in ein besonderes Licht tauchte.