Jubiläum: Zehn Jahre Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung

Regensburg. „Man kann heute nicht mehr einfach Technik entwickeln und dann mal schauen, was damit passiert und was sie bewirkt", sagt Prof. Dr. Karsten Weber. Er leitet zusammen mit Prof. Dr. Sonja Haug das Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST) an der OTH Regensburg. Das IST leistet seit nunmehr zehn Jahren „einen Beitrag dazu, dass Technik menschenzentriert und wertebasiert gestaltet und eingesetzt wird", so Prof. Weber. Dies sei ein wichtiger gesellschaftlicher, aber auch ein ökonomischer Beitrag. Denn: „Solche Technik stößt auf mehr Akzeptanz bei den potenziellen Nutzer*innen."

Das Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST) war vor zehn Jahren als Scharnier zwischen den sozial- sowie den lebens- und technikwissenschaftlichen Disziplinen an der OTH Regensburg gegründet worden. Schon damals war klar, dass sich viele Fragen der angewandten Forschung oder der Lebenswissenschaften sowie der Entwicklung von Technik nur mithilfe sozialwissenschaftlicher Methoden beantworten lassen. Hier geht es beispielsweise um Akzeptanzfragen und die Erwartungen von Nutzer*innen, ebenso um Datenschutz oder den sparsamen Umgang mit Ressourcen. „Als es gegründet wurde, war das IST an bayerischen Hochschulen einzigartig. Die OTH hat mit dessen Gründung eine Pionierleistung erbracht", sagt Karsten Weber.

Inzwischen stehen 53 Projekte mit einem Finanzvolumen von insgesamt 5,3 Millionen Euro in der Bilanz, 252 Veröffentlichungen und 276 Vorträge. Überregionale Aufmerksamkeit, TV-Interviews von Prof. Dr. Sonja Haug inklusive, erfuhr im vergangenen Jahr eine am IST durchgeführte Studie zu Gründen für Impfskepsis oder Impfverweigerung in Deutschland im Zuge der COVID-19-Pandemie. Europaweite Bedeutung hatte das CANVAS-Projekt, in dem elf Institutionen aus sieben Ländern Herausforderungen und Lösungen bei der Verknüpfung von Cybersicherheit und Ethik diskutierten. Die EU betonte zum Abschluss den hohen wissenschaftlichen Ertrag. Und laut Prof. Weber konnte die OTH Regensburg hier beweisen, „dass sie wissenschaftlich wie organisatorisch in der Lage ist, EU-Projekte auf international konkurrenzfähigem Niveau mit durchzuführen".

Können Telepräsenzroboter bei der Pflege von Schlaganfallpatient*innen helfen und sie im Alltag unterstützen? Ganz aktuell zeigt das Projekt „DeinHaus 4.0 Oberpfalz" die thematische Vielfalt der OTH Regensburg. Hier arbeiten Wissenschaftler*innen aus den Sozialwissenschaften, aus Informatik, Physiotherapie, Logopädie und Pflegewissenschaften zusammen – bis hin zur Technikfolgenabschätzung und angewandten Ethik. Testpersonen bekommen einen Roboter nach Hause geliefert, werden wissenschaftlich und auch ganz praktisch unterstützt. Es geht darum, die Lebensqualität pflegebedürftiger Personen zu verbessern.

„Diese Beispiele zeigen: Das IST ist thematisch sehr breit aufgestellt. Wir betreiben sozialwissenschaftliche Umfrageforschung, Evaluationen und Monitoring in verschiedenen Arbeitsfeldern und mit verschiedenen Zielgruppen. Weitere Schwerpunkte sind die Themen Migration, Familie, alternde Bevölkerung und demografischer Wandel sowie das Thema Weiterbildung", erläutert Prof. Dr. Sonja Haug. Die meisten Projekte am IST würden öffentlich gefördert. „Wir sind aber offen für Forschungsaufträge etwa von Unternehmen oder Verwaltungen."

Mit einem Kolloquium am Freitag, 10. Juni 2022 feierte das Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung das zehnjährige Bestehen mit aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter*innen sowie Kooperationspartner*innen. In Gastvorträgen wurden Erfahrungen aus kooperativen Forschungsvorhaben des IST vorgestellt. In kurzen Vorträgen stellte das Team die aktuellen Projekte und deren Ergebnisse vor. Und am Ende des Kolloquiums wagten Prof. Dr. Sonja Haug und Prof. Dr. Karsten Weber einen Ausblick, wohin es am IST gehen könnte. Künstliche Intelligenz, die Energiewende und Verbraucher*innen werden dabei eine entscheidende Rolle spielen.


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