Dem Älterwerden kommunal begegnen

Die Menschheit wird durchschnittlich immer älter. Daraus resultieren große Herausforderungen auch und gerade für Kommunen. Diesen Herausforderungen will sich der SPD-Ortsverein Burglengenfeld stellen. Vorsitzender Peter Wein hatte mit Altlandrat und BRK-Kreisvorsitzenden Volker Liedtke, Dr. Klaus Zeitler vom Sozialwissenschaftlichen Institut für regionale Entwicklung (SIREG) sowie Bürgertreff-Leiterin Tina Kolb drei kompetente Referenten zu einer Informationsveranstaltung unter der Dachzeile „Gutes Leben im Alter“ geladen. Sie sprachen in der voll besetzten Gaststätte der Stadthalle Probleme an, die mit dieser Entwicklung verbunden sind, zeigten Lösungsansätze sowie bereits realisierte Beispiele gelungener Seniorenpolitik auf und stellten die Situation vor Ort dar. Auch die anschließende Diskussion machte deutlich, dass es neuer, kreativer Ideen bedarf, um die Probleme zu meistern.

Ortsvorsitzender Wein sagte bei der Begrüßung: „Wir wollen Zukunft gestalten!“ Und dafür gelte es auch, den Dialog zu suchen mit Fachleuten und Praktikern. Eines der wichtigsten Zukunftsthemen sei die Seniorenpolitik, denn der demografische Wandel werde das Leben verändern. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe diesen Wandel so zu gestalten, damit künftig gutes Leben im Alter möglich ist.

Altlandrat Volker Liedtke verwies darauf, dass der Landkreis Schwandorf Pionierarbeit geleistet hat, als er die Seniorenfachstelle vor 20 Jahren gegründet hat, eingedenk der Erkenntnis, dass eine gute Infrastruktur für Seniorenarbeit einen wichtigen Standortfaktor darstellt. Seniorenpolitik sei deshalb kein Modethema, sondern eine Daueraufgabe für die Gesellschaft. Dabei gelte es sich von der Vorstellung zu verabschieden, als gebe es die Alten. Die Senioren hätten ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Die „neuen Alten“ seien körperlich fit, finanziell gut ausgestattet, seien an allem interessiert und würden das Leben genießen. Auf der anderen Seite stünden Menschen mit gesundheitlichen und finanziellen Problemen. Diesen beiden Gruppen müssten Angebote unterbreitet werden.

Was Pflegeeinrichtungen anbelangt sieht Liedtke den Landkreis Schwandorf gut gerüstet. Es stünden 1825 Plätze zur Verfügung und davon blieben 200 Plätze leer – eine Zahl, die doch überraschte. Gut versorgt sei auch das Städtedreieck; dennoch gebe es im BRK-Altenheim in Burglengenfeld eine Warteliste. Der BRK-Kreisvorsitzende sprach in diesem Zusammenhang von einem Phänomen, zumal das BRK-Heim ein „alter Kasten“ sei, dessen Standard nicht mehr dem heutigen Niveau entspreche. Dass die Belegung Jahr für Jahr bei über 100 Prozent liegt, führte der Altlandrat darauf zurück, dass das Haus hervorragend geführt werde.

Er erläuterte Einzelheiten zum geplanten Neubau – „es bleibt kein Stein auf dem anderen“ – und informierte, dass die Pläne dafür noch im Frühjahr bei der Stadt eingereicht werden. Die Bausumme bezifferte er auf 11.2 Millionen Euro, wobei 104 neue (nicht zusätzliche) Plätze entstünden. Insgesamt sinke die Zahl etwas. Der großen Nachfrage nach betreutem Wohnen möchte das BRK in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem sogenannten Maschek-Grundstück mit Hilfe eines Investors gerecht werden. Die Einwände, die dagegen von bestimmter Seite geäußert würden, hält Liedtke für nicht unüberwindbar, zumal sich sehr wichtige Zukunftsperspektiven für Burglengenfeld eröffneten.

Ambulant vor stationär, soviel Selbständigkeit wie möglich, soviel Hilfe wie nötig, gab der Referent als Zielvorgabe aus. Derzeit gehe es der älteren Generation so gut, wie nie zuvor. Dies heiße aber nicht, dass es allen so gut gehe. Die Unterschiede seien sehr groß. Arme „sterben früher“ und hätten zu Lebzeiten große Nachteile zu verkraften. Soziale Beziehungen seien am wichtigsten, damit die älteren Menschen einen Sinn im Leben sehen. Hier gebe es große Handlungsfelder für Kommunen. Viele der 65- bis 85-Jährigen seien ehrenamtlich tätig – es gebe aber noch Luft nach oben. Kaum einer empfinde das Ehrenamt als Last, es sei vielmehr eine Bereicherung.

Dr. Klaus Zeitler zeigte zunächst die rasante Entwicklung des demografischen Wandels auf und beleuchtete die Folgen, die sich daraus ergeben, dass die räumliche und soziale Distanz zwischen Kindern, Eltern und Großeltern immer größer wird. Alte Rezepte würden nur noch bedingt funktionieren. Der Zuzug zahlreicher Neubürger, aber auch der Wegzug vieler Einheimischer bringe es mit sich, dass wir „mit Fremden“ enger zusammenleben müssten – „die Jungen wohnen woanders“. Dr. Zeitler sprach sich für den Aufbau eines Generationennetzwerkes aus und forderte ein neues Selbstverständnis für soziales Miteinander der Generationen ein. Dabei gebe es kein Patentrezept, es gelte ortsspezifische Qualitäten herauszuarbeiten. Wie dies gelingen kann, zeigte er an eindrucksvollen Beispielen auf. Seine wichtigste Erkenntnis lautet: „Wir müssen agieren statt zu reagieren auf den demografischen Wandel.“

Tina Kolb gab einen interessanten Einblick in die Arbeit des Bürgertreffs, wobei die meisten Senioren, die das Angebot nutzen, über 70 Jahre alt sind. Auch sie unterstrich die Bedeutung sozialer Kontakte; dafür gebe es in Burglengenfeld viele Möglichkeiten. „Wer sich früh ein Hobby sucht, hat gute Chancen sich auch im Alter nicht einsam zu fühlen.“ Besonders wichtig sei es, dass die Senioren mobil bleiben. Es werde daran gearbeitet, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. In Burglengenfeld gebe es ein Generationennetzwerk, es müsse aber noch ausgebaut werden, forderte sie.

Ein Ort der Begegnung und der Seelsorge
Erster Burglengenfelder Gewerbestammtisch