„Schulterschluss“ in der Suchthilfe

Kinder und Jugendliche mit suchtkranken Eltern sind mit spezifischen Entwicklungsrisiken konfrontiert. Sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens selbst an einer suchtbezogenen oder psychischen Störung zu erkranken.

Prävention und Interventionen für diese Kinder und ihre Familien sind aufgrund der komplexen Anforderungen deshalb nur über gut funktionierende Netzwerke und zielführende Kooperationen zwischen Jugend- und Suchthilfe erfolgreich. Bei einem zweitägigen Kooperationsseminar, das Ende Juni am Landratsamt stattfand, wurden verschiedene Themen beleuchtet und Erfahrungen ausgetauscht.

Das bayernweite Kooperationsprojekt „Schulterschluss“ greift diese Anforderungen auf und unterstützt Landkreise und Städte in der Weiterentwicklung und Optimierung der regionalen Netzwerke zwischen Jugend- und Suchthilfe. Das Kooperationsseminar wurde von der Koordinationsstelle Frühe Kindheit (KoKi) in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt initiiert. Alle Schulterschluss-Seminare in Bayern werden durch Referententeams aus der Sucht- und Jugendhilfe moderiert. Die Moderation im Landkreis Schwandorf übernahmen Christina Binder vom Amt für Jugend und Familie in Freising für den Bereich der Jugendhilfe und René Spilner von der Diakonie Herzogsägmühle für den Bereich der Suchthilfe.

Die Seminarteilnehmer setzten sich aus unterschiedlichen Fachstellen im Bereich der Jugend- und Suchthilfe im Landkreis Schwandorf zusammen. Erörtert wurden der Kinderschutz und das Kindeswohl in Familien mit suchtkranken Eltern, deren Lebenslagen, Informationsmöglichkeiten und Elternverantwortung sowie bestehende Kooperationen zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe.

Aktuellen Schätzungen zufolge leben fünf bis sechs Millionen betroffene Kinder und junge Erwachsene unter 20 Jahren mit mindestens einem Elternteil mit alkoholbezogenen Problemen zusammen. Gemäß der Deutschen Suchthilfestatistik liegt bei 50,4 % der sich in ambulanten Beratungseinrichtungen befindlichen Klienten mit im Haushalt lebenden eigenen Kindern unter 18 Jahren die Hauptdiagnose Alkohol vor. Etwa ein Drittel der Kinder alkoholabhängiger Eltern entwickelt selbst eine Abhängigkeit oder eine psychische Störung.

Als Resümee des Schulterschlussprojektes konnte die Bedeutung und Wichtigkeit einer zielführenden Vernetzung und Kooperation unter den Fachstellen in der praktischen Arbeit mit den betroffenen Familien erarbeitet werden. Im November soll ein weiteres Treffen erfolgen. Offen gelegt wurde auch der Bedarf nach Beratungsmöglichkeiten für Suchtkranke im Alter von 14 bis 17 Jahren, nach therapeutischen Wohngruppenplätzen und nach qualifizierten und flächendeckenden teilstationären Gruppenangeboten.

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