„Jetzt red I“ im Zeitlarner Gemeindezentrum

Von Peter Czommer

Zeitlarn. Bei „Jetzt red I" wurde die Situation vor Ort unter die Lupe genommen und die Problematiken diskutiert.

Der Bund gründet Arbeitskreise, statt die Integration zu unterstützen.

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen aus allen Parteien betonen die prekäre Situation, wie auch Moderator Tilmann Schöberl weiß. Sie drängen auf entsprechende Maßnahmen durch die Bundesregierung, wie zum Beispiel Abkommen mit Ländern aus denen die Migranten kommen. Der anwesende Staatsminister Joachim Herrmann wies eindringlich darauf hin, dass die Einwanderung eingedämmt werden muss. Bemängelt die fehlende Unterstützung bei der Integration durch die Bundesregierung.

Er betonte, dass in Bayern die Integration vergleichsweise sehr gut gelingt. Zum Beispiel seien die Arbeitslosenzahlen selbst unter den Geflüchteten mit 9,1 % weit niedriger als der Bundesdurchschnitt von 15%. „Bei uns haben bereits 12 300 Ukrainerinnen und Ukrainer einen Arbeitsplatz", erklärte er. Er wies nachdrücklich darauf hin, dass Bayern im Gegensatz zu anderen Bundesländern die Bundesmittel in voller Höhe umgehend direkt an die Kommunen weiter gibt. Wobei der Bedarf dreimal so hoch ist als der Bund gewährt. Die Mittel müssten dringend aufgestockt werden. Denn gerade bei Sprachkursen und Ehrenamtlichen darf nicht gespart werden. „Sie sorgen in erster Linie für die soziale Integration. Und dafür danke ich ihnen". Vom Berliner Gipfel am 16. Februar erwartete er, wie schließlich auch bestätigt, keine nennenswerte Unterstützung.

Fehlende Unterkünfte im Landkreis

Noch immer treffen viele Flüchtlinge in Bayern treffen ein. Im Landkreis Regensburg sind die Ankerzentren voll belegt. Landrätin Tanja Schweiger musste ein Hotelschiff anmieten. Die Menschen in dem 1800-Seelen-Ort Bach an der Donau sind verunsichert. Die Gesellschaft ist gespalten. Es gäbe keine entsprechende Infrastruktur, warf ein Diskussionsteilnehmer ein. Die Landrätin erinnerte daran, dass auf dem Schiff die Grundversorgung gewährleistet ist. Eine Gemeinderätin aus Bach a. d. Donau berichtete: „Die Angst vor den ursprünglich angekündigten 200 jungen Männern schürten vor allem bei Frauen Ängste. Wenn man etwas sagt, wird man in die rechte Ecke gestellt". Angst gäbe es auch bei 200 deutschen jungen Männern, fügte sie deshalb an. Mittlerweile habe sich die Lage in jeder Hinsicht beruhigt. Tanja Schweiger hat sich dafür eingesetzt, dass auch Familien aufgenommen werden. Die Gemeinderätin dankte ihr für diesen Einsatz, und stellte anschließend die Frage nach der Reaktion der Bundesregierung: „Mit dem Schiff endet ja das Drama nicht". Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch versteht die Ängste der Menschen. „Am wichtigsten ist, dass man mit den Menschen vor Ort redet und sie einbindet". Und er glaubt, dass wir die Migration schaffen.

Personelle Belastungsgrenzen

Ein in der Integration engagiertes Ehepaar, „Ruheständler" aus Regenstauf, berichtete von den vielen bürokratischen Hürden in unserem Land. Sie haben ihre ganze Energie vor allem in Behördengänge mit den Migranten investiert. Der Einsatz hatte ihnen Freude bereitet. Heute allerdings fühlen sich ausgelaugt. Sie hatten gehofft, dass Politik und Kirchen mehr Unterstützung bieten. Der Nachwuchs an Helfern fehle. „Die Jungen gehen in die Arbeit, haben keine Zeit. Integration bleibe trotzdem die Aufgabe schlechthin.

Wichtigste Voraussetzung für gute Integration ist die deutsche Sprache, Ausbildung, ein Arbeitsplatz und vor allem auf dieser Basis ein Bleiberecht. „Das ist allen bewusst", sagte Uli Schmid, Leiterin der VHS Regensburg Land. Ihr Institut ist als einziges auch auf dem flachen Land stark vertreten. Sie erläuterte das Bildungssystem für Migranten. „Schulpflichtige Jugendliche erhalten Unterricht in berufsintegrierten Klassen. Nach zwei Jahren folgt der Schulabschluss, vergleichbar mit dem Hauptschulabschluss". Die Schüler sind dann befähigt für eine Berufsausbildung. Wenn Erwachsene alphabetisiert sind, das heißt, das lateinische Alphabet beherrschen, können sie Integrationskurse besuchen. Am Ende legen sie eine Prüfung für den „Deutschtest Zuwanderer" ab. Jeder sollte die Möglichkeit dazu haben. Jedoch haben die Bewerber für Deutschkurse massiv zugenommen, was zu personellen und räumlichen Grenzen führt.

Ein Handwerker und ein Gastwirt berichteten davon, dass sie seit längerem Zuwanderer ausbilden. „Das funktioniert überwiegend," meinte der Gastwirt. Wenn's nicht klappt, soll man sich aber trennen. Allerdings bedauern sie, dass viele derer, die in den Arbeitsprozess eingegliedert sind, teilweise unerträglich lange auf ein Aufenthaltsrecht warten müssen. Wie auch Karim (Name geändert) aus dem Iran nach fünf Jahren Aufenthalt und einer abgeschlossenen Ausbildung noch kein Bleiberecht hat.

Staatsminister Joachim Herrmann in Zeitlarn
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