Jubiläumsmotto: Kehr mich nicht unter den Teppich!

Regensburg. Als sich 1996 der Arbeitskreis Frauen und Sucht gründete, war die Absicht klar: Man wollte auf die Besonderheiten in Entwicklung und Ausprägung von Suchterkrankungen bei Frauen aufmerksam machen.

Suchtkranke Frauen brauchen meist andere Formen und Rahmenbedingungen für die Behandlung, da sie andere Themen mitbringen wie Scham, Gewalterfahrung oder Abhängigkeit in der Partnerschaft. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, hat sich der Arbeitskreis zum 25. Jubiläum etwas Besonderes einfallen lassen: Geschmückte Fahrräder mit Postkarten und Plakate sollen in der Zeit vom 1. bis 9. Juli an markanten Stellen in der Stadt Regensburg auf die Themen und Unterstützungsmöglichkeiten des Arbeitskreises und seiner Netzwerkpartner aufmerksam machen.

Mit dem Motto zum Jubiläum „Kehr' mich nicht unter den Teppich" will der Arbeitskreis dem Tabu und den Schamgefühlen etwas entgegensetzen, zum Nachdenken anregen sowie Lösungen und Hilfsmöglichkeiten aufzeigen. Arbeitskreis-Mitglied Elisabeth Suttner-Langer vom Gesundheitsamt Regensburg: „Wir wollen Mut machen, über Suchterkrankungen zu sprechen und Hilfen und Behandlung in Anspruch zu nehmen." Die Aktion in der Zeit vom 1. bis zum 9. Juli in der Regensburger Innenstadt wird mit bunten, gehäkelten Blüten – hergestellt von Klientinnen des Tageszentrums, sozialpsychiatrischer Dienst, BRK Cham – unterstützt. Vom 5. bis 11. Juli wird es außerdem bei Radio Charivari in der Reihe „Gedanken zum Tag" Impulse zum Thema durch Susanne Hirmer vom Sozialteam geben. Im Herbst ist eine weitere Veranstaltung geplant: Am 25. Oktober findet im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema Mütter mit Suchterkrankung und zu deren speziellen Bedürfnisse ein Austausch statt.

Frauen Mut machen, sich Hilfe zu holen

Die Arbeitsgruppe Frau und Sucht ist ein Teil des Suchtarbeitskreises Regensburg und betrachtet den Informationsaustausch, die Kooperation und Vernetzung der teilnehmenden Einrichtungen seit jeher als wichtige Grundlage. Bereits 1997 organisierte die Gruppe eine Ausstellung zum Thema „Frau und Sucht" im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, um die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren und es aus der „Tabu-Ecke" zu holen. Suchtkranke Frauen haben oft auch eine besondere Betroffenheit als Mutter und weitere Ausprägungen der Sucht. Medikamentenabhängigkeit und Essstörungen waren deshalb häufig Themen in der Arbeitsgruppe.

Elisabeth Suttner-Langer als Vertretung der Geschäftsführung des Gesundheitsamtes Regensburg leitet und organisiert zusammen mit der Gruppensprecherin Irmgard Pernpeintner von der Fachambulanz der Caritas die regelmäßigen Treffen. „Es wurden und werden aktuelle Themen aufgegriffen, zum Beispiel geht es um Kinder aus Suchtfamilien, um Behandlung von Traumata, um Gender Mainstreaming, um die mündige Patientin, um Prävention von Essstörungen, um Kooperation von Sucht- und Eheberatung oder um frauenspezifische Behandlungskonzepte und Einrichtungen. Zu speziellen Fragestellungen lädt die Arbeitsgruppe Fachreferentinnen ein und organisiert regelmäßig Seminare, Fortbildungen und Ausstellungen", so Pernpeintner. Trotz der Entwicklung in den letzten 25 Jahren sehen die Mitglieder des Arbeitskreises nach wie vor Bedarf, den weiblichen Blickwinkel im Suchtgeschehen zu schärfen und sich für eine frauenspezifische Ausprägung in ambulanten und stationären Suchthilfebereichen stark zu machen. So berichten etwa die Teilnehmerinnen von KISS und Kreuzbund, dass im Selbsthilfebereich Frauengruppen immer noch keine Selbstverständlichkeit sind.

Die Gleichstellungsstellen der Stadt Regensburg und des Landratsamtes sind seit Beginn im Arbeitskreis engagiert. Ziel der gemeinsamen Arbeit ist eine effektivere, nicht geschlechtsdiskriminierende Versorgung suchtkranker Frauen.

Netzwerk mit vielen Partnerinnen

Als kompetenter Fachkreis formuliert die Arbeitsgruppe „Frau und Sucht" auch Bedarf und nimmt Stellung zu Konzepten und Einfluss auf die Entwicklung von frauenspezifischen Angeboten in Regensburg. Beispielsweise hat die intensive Bearbeitung des Themas Essstörungen die Entstehung der Beratungsstelle „Waagnis" entscheidend befördert. Über die Familienstützpunkte können Probleme von suchtkranken Frauen mit Kindern sensibel aufgegriffen werden. Durch die Kooperation mit dem Übergangswohnheim für Frauen St. Rita findet auch die spezielle Problematik von Frauen mit Gewalterfahrung und von Obdachlosigkeit bedrohter Frauen Aufmerksamkeit. Da Suchtmittelmissbrauch oft gekoppelt ist mit psychischen Problemen, ist zudem eine gute und regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Frau und psychische Gesundheit entstanden.

Arbeitskreis Frau und Sucht:

Folgende Organisationen sind regelmäßig in der Arbeitsgruppe aktiv:

Büro für Chancengleichheit, Stadt Regensburg Tel.: 0941 507 1140

Caritas-Haus St. Rita, Haus für wohnungslose Frauen Tel.: 0941 585100-0

DrugStop, Drogenhilfe Regensburg e.V. Tel. 0941 584 30 32

Fachambulanz für Suchtprobleme, Caritas Regensburg Tel.: 0941 6308270

Frauengruppe Kreuzbund e. V. Regensburg Tel.: 0941 6308270

Gesundheitsamt, Landratsamt Regensburg Tel.: 0941 4009-750

KISS Selbsthilfekontaktstelle Tel.: 0941 599388610

Koordinierungsstelle Familienstützpunkte, Stadt Regensburg Tel.: 0941 507-95156

Sozialteam STZ Lappersdorf-Regensburg Tel.: 0941 2908325

Waagnis, Beratungsstelle zu Essstörungen Tel.: 0941 5998606


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